
Im Dunkeln
In der bildenden Kunst ist Dunkelheit das Ergebnis vieler Faktoren: das Zusammenspiel von Farbton und Nuance; die reflektierenden Eigenschaften eines Mediums oder einer Oberfläche; die Art und Weise, wie Licht mit Textur interagiert. Aber ist Dunkelheit nur ein visuelles Phänomen? Oder ist es auch eine Denkweise oder ein Zustand des Daseins? Das ist eine Frage der Interpretation und ein Thema für die Kontemplation. Fast jeder Künstler ringt mit Dunkelheit, visuell und anders. Einige widmen ihr gesamtes Werk fast ausschließlich ihr, zum Beispiel die epischen, abstrakt-expressionistischen Skulpturen von Louise Nevelson, die monochromatischen schwarzen Gemälde von Ad Reinhardt oder die komplexen, ganz schwarzen Werke von Pierre Soulages.
Hier präsentieren wir dunkle Kunstwerke, die auf verschiedene Weise und aus verschiedenen Gründen ein Gefühl von Dunkelheit vermitteln. In fotografischen Arbeiten wie Fallen von Tenesh Webber und Wellicht 3 von Luuk de Haan dient die Dunkelheit als Grundlage für dynamische Kompositionen reinen Lichts; in Storm Series Horizontal 82 von Jaanika Peerna ist die Dunkelheit die Manifestation von Energie, Dynamik und Bewegung; und in Gemälden wie Orquevaux 1 von Yari Ostovany ist die Dunkelheit die Stimme von Textur, Tiefe und Emotion. Jedes hier vorgestellte Werk mag eine gemeinsame Sprache von Farbton und Nuance teilen, aber zusammen offenbaren sie eine umfangreiche Palette formaler Qualitäten und eine Vielzahl möglicher Bedeutungen.